Tramontana
(mit freundlicher Genehmigung von UNHEILIG)
Seit sechs Jahren habe ich den Segel-Virus.
Seit fünf Jahren bin ich Skipperin bzw. meist Co-Skipperin.
Seit fast zwei Jahren war ich nicht mehr auf dem Meer.
Seit fast acht Monaten fehlt unser Skipper, weil er Segel gesetzt hat in eine andere Welt.
Es fällt mir schwer ohne dich zu leben
Jeden Tag zu jeder Zeit einfach alles zu geben
Ich denk so oft zurück an das was war
An jedem so geliebten vergangenen Tag
Ich stell mir vor, dass du zu mir stehst
Und jeden meiner Wege an meiner Seite gehst
Ich denke an so vieles seitdem du nicht mehr bist
Denn du hast mir gezeigt wie wertvoll das Leben ist
Wir waren geboren um zu leben
Mit den Wundern jener Zeit
Sich niemals zu vergessen
Bis in alle Ewigkeit
Wir waren geboren um zu leben
Für einen Augenblick
Bei dem jeder von uns spürte
Wie wertvoll Leben ist
Es tut noch weh wieder neuem Platz zu schaffen
Mit gutem Gefühl etwas Neues zuzulassen
In diesem Augenblick bist du mir wieder nah
Wie an jedem so geliebten vergangenen Tag
Es ist mein Wunsch wieder Träume zu erlauben
Ohne Reue nach vorn in eine Zukunft zu schauen
Ich sehe einen Sinn seitdem du nicht mehr bist
Denn du hast mir gezeigt
Wie wertvoll mein Leben ist
( Geboren um zu leben, Unheilig )
Und so ist es Zeit für uns, David, Jonas und mich, wieder Segel zu setzen und in ein neues fernes Land aufzubrechen.
Liebe Freunde bilden mit uns die Crew Skipper Gerhard, Karina, Maggie und Verena.
Die Jungs und ich starten bereits am 27. Mai also zwei Tage vor den Anderen, weil wir mit dem Wohnmobil ans Meer zur Marina Kastela in der Bucht von Split gelangen wollen.
Wir starten um 1530. Gegen 1730, eben in Österreich angekommen, stört mich ein überaus lautes Fahrgeräusch. Die gerade auftauchende Parkbucht wird sofort angelaufen und ich umkreise das Mobil. Drama, Drama, der rechte Hinterreifen ist platt!
Außer uns halten noch gut zehn LKWs auf dem Rastplatz: ich versuche bei drei Fahrern mein Glück. Aber keiner von denen sieht sich weder in der Lage noch in der Laune, mich zu unterstützen. Es beginnt in Strömen zu regnen. Da fällt mir ein, dass ich ja Mitglied beim ADAC bin und wähle nach Kartenstudium zur Positionsbestimmung den Notruf. Die Jungs hatten schon den Ersatzreifen unterm Auto vorgeholt, aber unser Spielzeug-werkzeug-Set kann nicht die kleinste Hilfe bieten. Immerhin haben wir einen Ersatzreifen an Bord, was wohl nicht so selbstverständlich ist. Ein reizender Handwerker taucht auch schon nach knapp 45min auf und wechselt den Reifen im Handumdrehen, allerdings ist der auch mit gigantischen und wunderbaren Maschinen ausgerüstet.
Gegen 1900 setzen wir unsere Fahrt fort und erreichen um 2030 noch kurz vor Küchenschluss ein kleines Landgasthaus in Admont, wo wir ein herrliches Cordon bleu genießen. So gestärkt fahre ich noch bis kurz vor Graz, bringe das Mobil zwischen LKWs zum Stillstand und falle in die Kissen.
Am Freitagmorgen weckt uns das Handy wie befohlen um 0700, denn wir müssen in Graz einen neuen Ersatzreifen und die Getränke für unsere siebenköpfige Crew besorgen.
Erst die dritte Werkstatt hat den richtigen Reifen für uns, entsorgt den kaputten, montiert den neuen und so können wir nach dem Einkauf um 1000 unsere Tour fortsetzen.
Nach einer kurzen Mittagsrast verlassen wir bei Zagreb die Autobahn, um zu tanken und Geld zu besorgen. Dies gelingt erst im zweiten Anlauf, denn der Automat will mir nicht mehr als 1000Kuna aushändigen. Bis Zadar kennen wir die Strecke bestens, ab dann betreten wir Neuland. Von See aus waren wir 2008 in Skradin, diesmal sehen wir es von der Autobahn aus in der Schlucht liegen. Wenig später erreichen wir die Ausfahrt Split und zahlen für die Passage durch Kroatien knapp 300 Kuna ( 43€ ).
Den Marina-Schlagbaum passieren wir um 1700.
Das Wetter ist warm, aber gewittrig, man weiß nicht so recht, wohin die Wetter-Reise gehen wird.
Aber ein Bad im Meer geht immer, so meinen die Jungs. Ich bleibe beim Mobil, genehmige mir ein Glas Wein, eine Zigarette und genieße das Treiben der einlaufenden Crews, was von schöner Musik von Bord der bereits festgemachten Yachten untermalt wird.
Das Abendessen im Marina-Restaurant wird mit 630Kuna für uns drei nicht eben günstig, aber dafür sind das die besten Scampi vom Grill, die Jonas jeeeeemals gegessen hat.
Die Nacht bringt starken Regen.
Am Samstagmorgen begebe ich mich um 0930 zur Charter-Firma und erledige alle organisatorischen Dinge, den Check-in vereinbaren wir für 14h, wenn der Skipper auch da sein wird. Von außen betrachtet präsentiert sich die VALENTINA, eine GibSea 434 prächtig.
Komm geh mit mir zum Meer
um auf ein Schiff zu gehen.
Komm geh mit mir zum Meer
Um in die Welt zu sehen.
Komm geh mit mir zum Meer
Um mit der Flut zu gehen
Komm geh mit mir zum Meer
Um in den Sturm zu sehen.
Komm geh mit mir zum Meer
Um mit auf Kurs zu gehen
Komm geh mit mir zum Meer
Um neues Land zu sehen
Komm geh mit mir zum Meer
Um Freiheit zu verstehen
Komm geh mit mir zum Meer
Auch wenn wir untergehen.
Ferne Welt ich komme...
( Das Meer, Unheilig )
Um 1300 trifft dann die restliche Crew ein. Aufregung brandet noch einmal auf, als Karina feststellt, dass die funkel-nagel-neuen Scheckkarten nicht einen müden Kuna aus den im Umkreis und auf der Marina befindlichen Geldautomaten locken können. Der neu implantierte Chip auf diesen Dingern wird nur durch Zufall und Glück bei der einen oder anderen Bank akzeptiert und erkannt. Die Emotionen kochen etwas hoch!
Zum Glück macht meine Karte alles mit und so hebe ich eben bei der Bank meines Vertrauens Geld für uns alle ab. Wir werden also überleben können!!!!
Um 1700 ist alles an Bord verfrachtet und der Check-in abgeschlossen. Zum Abendessen habe ich Spaghetti Bolognese vorbereitet, dazu einen Salat und Vorneweg den obligatorischen Anlege-respektive AnKOMME-Schluck.
Nach dem Essen teilt sich die Jugend die Aufgaben: David und Maggie spülen, Verena und Jonas gehen baden.
Die erste Nacht an Bord ist ruhig. Ich habe die Bugkabine bezogen, die Jungs schlummern in der Steuerbord Kabine mit Stockbetten, die Schwaiberls nennen die beiden Heckkabinen ihr eigen.
Am Sonntagmorgen laufen wir bei einer leichten Brise aus SO, Sonnenschein und geringer Wölkchenbildung um 0930 aus.
Die Bucht von Kastela ist rasch gequert, wir erreichen den Bracki-Kanal und versuchen gegen 1000 die Segel zu setzen leider vergeblich. So müssen wir mangels Wind die Passage zwischen Brac und Solta noch motoren, aber dann geht's los..
Das Segel vor dem Wind
Den Blick auf Ziel nach Sternen
Der Erdball dreht sich mit der Flut
In diesem Augenblick
Bleibt nur das was wichtig ist
Es tut so gut dich anzusehen
HALT MICH
Komm lass mich nicht mehr los
Auch wenn die Welt still steht
Komm halt mich weiter fest
Bevor du wieder gehst
Komm lass mich nicht mehr los
Auch wenn wir untergehen
Bis wir uns wieder sehen
HALT MICH
Die Sonne fällt hinab
Und wiegt den Wellenschlag
Ein Horizont zerfließt in rot
Es ist so lange her
War ich je so nah bei dir?
Ich hab es mir so oft gewünscht
HALT MICH
Die ganze Welt dreht sich noch weiter
Auch wenn es uns nach unten zieht
Der Horizont trägt weiter Farben
Bis die Sonne untergeht
Ich denke so oft an das was war
Vieles davon wird mir klar
Denn immer dann wenn etwas geht
Spürst du das was wirklich wichtig ist
..
( Halt mich, Unheilig )
Bei Windstärke 5 und leichtem Seegang rauscht die VALENTINA mit bis zu 8,5kn dahin. Der Yugo bringt feuchte Luft und damit schlechte Sicht. Für die Nacht haben wir uns eine geschützte Bucht westlich von Vis-Stadt ausgesucht. Wir erreichen sie am Nachmittag und legen in einem alten Militärbunker aus Titos Zeiten an Steuerbord an. Hier sind wir vor Schwell und Böen geschützt.
Maggie und David bereiten als Smutjes leckere Grillkotelettes zu, Verena und Jonas erkunden die Insel und wir Alten verwirren unsere Nachbarn aus Graz mit unseren verwandtschaftlichen Beziehungen. Gerhard kommt dabei mit seiner Version der Geschichte, die mich als seine Zweit- oder Nebenfrau vorstellt, nicht durch. Man einigt sich darauf, dass wir Geschwister sind. Der servierte Zirbenschnaps schmeckt einsame Spitze! Ich habe ihn mir durch detaillierte Ortskenntnisse über Kärnten verdient.
Die Nacht verbringen wir sicher liegend. Es gewittert und Schwell lässt VALENTINA tänzeln, ein Fender quietscht und schabt, wodurch die Nachtruhe im Vorschiff etwas beeinträchtigt wird.
Nach dieser mäßigen Nacht laufen wir am 31.Mai um 1000 aus der Bucht aus und können auch gleich Segel setzen. Der Wind bläst mit sanften 3-4 Bft aus SSO, die See ist wieder ruhig. Wir können eine gute Stunde segeln, ehe der Himmel eine trübe 7/8 Bewölkung präsentiert. Meist unter Motor haben wir die 15 sm zum Fähranleger von Bisevo um 1300 geschafft und machen backbord längsseits fest.
Zusammen mit uns legen im Laufe des Nachmittags noch diverse Crews an, zuletzt eine kroatische Mannschaft.
Zunächst erkunden wir die Insel zu Fuß, denn wir hoffen auf einen Zugang über Land zur blauen Grotte.
Nachdem dies nicht gelingt und die Langeweile immer größer wird, überreden Verena und Jonas Gerhard, per Dingi die blaue Grotte anzulaufen. Das Unternehmen wird allerdings noch vor Runden der Felsen vor dem Hafen wegen Sturzregen um 1530 abgebrochen. Der Wind hat über NW nach NNO gedreht und beginnt gegen 1635 nach einer heftigen Böe zu heulen.
VALENTINA schaukelt immer heftiger, wir verstärken die Festmacher und bringen Vor- und Achterspring aus. Rasch nimmt der Seegang zu und schlägt gegen das Heck. Wir registrieren Bft 7, in Böen 8-9.
Karina geht seekrank im Hafen!! an Land und trifft dort auf die kroatische Crew, die sich bis zu einer Windpause, die sie in Aussicht stellen, mit köstlichem Bisevo-Rotwein und selbst gebranntem Slivovic stärkt. Über Nacht, so prophezeien sie, wird es erneut und stärker stürmen. Deshalb empfehlen sie uns das Übersetzen nach Komilje auf Vis, wo es für uns sicherer sei. Sie selbst sind aber unentschlossen und begießen dies mit ausreichend Slivovic.
TRAMUNTANA heißt der Sturmwind aus Norden, und sie versichern uns, dass es besser für uns sei, diesen noch nicht kennen gelernt zu haben.
Immer wieder prasseln Regenschauer aufs Deck, während der wir das Groß, das sich im Sturmwind aus den Lazy-Jacks gelöst hat, mit zusätzlichen Benseln verzurren und weitere Landfesten ausbringen. Als der Wind gegen 1800 etwas nachlässt, koche ich Penne mit Tomaten-Speck-Pilz-Soße. Während dessen verschwinden die Kroaten plötzlich, was uns veranlasst, unsere Entscheidung in Bisevo zu bleiben, noch einmal zu überdenken. Laut Hafenkarte und Küstenhandbuch ist Komilje ebenfalls nicht ganz sicher und sehr wahrscheinlich randvoll mit Schiffen, die sich dorthin geflüchtet haben.
Also wendet Gerhard VALENTINA und dreht den Bug in die anrollenden Wellen und in den Wind. Wir harren der Dinge, die uns die Nacht bringen werden.
Gegen 2200 gehen einige von uns Schlafen, Gerhard hält Wache, mit ihm immer wieder Karina und Verena. Ich stoße jede Stunde dazu, rauche eine Zigarette und trinke einen Schluck Wasser. Um 0100 reißt wie schon eine Stunde zuvor erneut ein Festmacher. Wir verstärken den Bugfestmacher mit der Kette des Ersatzankers.
Danach packe ich die wichtigsten Sachen, Elektronik, Papiere und Geld, zusammen, damit für den Notfall alles parat ist.
Klar, wir sind an der Pier, aber Das Kopfkino ist gigantisch
Blitze donnern durch die Nacht
Der Horizont schlägt auf und ab
Seil und Tau gräbt sich ins Fleisch
über mir das Himmelreich
Auf Ziel voraus zum hellen Schein
Durch den Sturm zum Himmelreich
Ich such die Sterne und den Mond
Und das Licht am Horizont
Auf große Fahrt zum hellen Schein
Durch den Sturm zum Himmelreich
Ich such die Sterne und den Mond
und das Licht am Horizont
Salz und Gischt brennt auf der Haut
Stumme Schreie werden laut
Ruderkreuz und Untergang
Fest im Griff von Meer und Mann
Auf Ziel voraus zum hellen Schein
Durch den Sturm zum Himmelreich
( Seenot, Unheilig )
So wecke ich auch die Jungs auf, Karina die Mädels, damit die sich anziehen und dann in Kleidern weiterschlafen.
Die VALENTINA bockt und reißt im Sturm und Schwell, bis sich alles gegen 0530 etwas beruhigt. Karina ist nach der Nachtwache schlafen gegangen, Gerhard kann ich überreden, sich nun auch endlich etwas in den Salon legen, wo er binnen einer Minute eingeschlafen ist. Meine Tourplanung für den Tag bekommt er schon nicht mehr mit.
Um 0800 lacht uns die Sonne von einem frei gefegten Himmel entgegen, das Barometer ist von 984 auf 990 geklettert, die See ist noch wild und bewegt, aber es geht.
Noch immer bläst der Tramuntana mit 5-7Bft, so dass wir um 0900 das Großsegel im 2. Reff setzen. Da wir auf Raumschot-Kurs unterwegs sind, geht das Vorsegel ganz zu fahren. Wir rauschen mit 9,5kn durch die Wellen.
Wir nehmen Kurs auf Marina Palmizana, an der Südostküste von Vis vorbei und dann in Halb- und Amwindkurs stark gerefft auf Sv.Klementi zu.
Um 1500 haben wir die knapp 28sm bereits hinter uns gebracht und legen im Sonnenschein an einem der vielen Schwimmstegen der Marina an.
Es ist eine typische ACI Marina mit mäßigen Sanitäranlagen, einem kleinen Supermarkt, aber wunderschöner Umgebung. Fürs Abendessen reserviert unser Skipper einen Tisch im Restaurant. Beim Spaziergang über die Insel entdecken Joans und ich aber einige sehr hübsche Konobas auf der gegenüberliegenden Inselseite mit Blick auf eine wunderschöne Bucht.
Hier würde sich ein Abendessen sicherlich lohnen, aber wir hatten uns ja schon für das sehr teure aber auch sehr gute Essen in der Marina entschieden.
In unsere abendliche Runde im Cockpit platzt Jonas mit einem Schrei, der mich zwingt, ihm mit Kamera durch Gestrüpp und über Stock und Stein zu folgen, und wir werden auf dem Gipfel der Insel gerade noch Zeugen, wie die Sonne im Meer versinkt.
Da wir seit Bisevo ohne Brot leben, stürmen wir am Mittwochmorgen den Marina-Supermarkt. Keiner der vor mir in der Reihe Stehenden kauft mehr als drei Brote. Wir hatten aber ausgerechnet, dass für unsere Mannschaft fünf erforderlich sind für die nächsten zwei Tage. Die Inselbrot-Reserve sieht auch nicht so gut aus, deshalb wage ich nur drei zu fordern, hole aber Gerhard zur Hilfe, damit der dann noch zwei weitere Brote ersteht.
Das Wetter ist bescheiden Niesel- bis Schnürlregen, die anfallenden Marinakosten verbessern die Laune auch nicht gerade man will 69€!!!!
Der Vorschlag einer Stadtbesichtigung von Hvar findet allgemeinen Anklang und so legen wir um 1000 ab. Die knapp 3sm entfernte Hafenstadt ist rasch erreicht, aber unsere Idee hatten offensichtlich etliche Yachties, denn alle Plätze an der Mole sind belegt.
Nach einigen Minuten kreisen auf engem Raum werden wir aber zu glücklichen Eroberern einer Muringboje. Das Dingi wird klar gemacht, wir ziehen Regensachen über und wollen vom Skipper übergesetzt werden. Der wundert sich über einen wiederholt absterbenden Motor und treibt etwas hilflos durch den Hafen, denn Paddel hat er auch keine mitgenommen typischer Anfängerfehler ;-)!
Die Ursache seines Motorproblems war eine nicht geöffnete Entlüftungsschraube am Außenborder
m immer wieder strömendem Regen schlendern wir durch die schmucke Stadt, hinauf zur Burg, die schon vor Kaiser Justinian den dort lebenden Menschen zur Sicherung diente und dann von Justinian um 350 n. Chr. erobert und weiter ausgebaut worden war.
Auf der Burg angekommen breitet sich vor unseren Augen, leider im Regen, die dalmatinische Inselwelt aus.
An der Wehrmauer haben sich in kleinen Erdbrocken Kapernpflanzen niedergelassen und recken ihre Blüten in die nicht vorhandene Sonne. Das erinnert die Jungs und mich an unseren Segeltörn mit Matthias in den liparischen Inseln. So ergeht es uns immer wieder auf diesem Törn: Erinnerungen an unsere Törns als Familie, mit oder ohne Freunde, mit UNSEREM Skipper Matthias. Ich sehe ihn am Ruder stehen, ich höre seine Kommandos. Ich sehe ihn in den Jungs. Wenn ich den Wind in den Segeln höre, das Plätschern des Kielwassers, das Schlagen der Wellen an den Bug immer ist Matthias dabei, es war seine große Leidenschaft: der Wind, das Meer, Abenteuer, Leben auf einfachem aber so wunderbar naturverbundenem Niveau.
Du bist ein Kind der See
Und die Welt liegt dir zu Füßen
Dein Horizont erwacht
Und die Nacht lebt wie der Tag
Dein Stern steht über mir
Zwischen Himmel und dem Meer
Im Pulsschlag der Gezeiten
Führst du mich zu dir
Ich denk so oft zurück an dich
Als du mein Zuhause warst
Setz ich meine Segel
Bist du für mich da
Grosse Freiheit
Ich hab mich nach dir gesehnt
Du hast dich in mein Herz geträumt
Es ist schön dich wiederzusehen
Grosse Freiheit
Ich hab mich nach dir gesehnt
Du hast dich in mein Herz geträumt
Es ist schön dich wiederzusehen
In deiner Urkraft liegt es
Durch den Sturm zu gehen
Im nordisch stillen Stolz
Jede Flut zu überstehen
Ich denke so oft zurück an dich
Als du mein Zuhause warst
Setz ich meine Segel
Bist du für mich da
Grosse Freiheit..
( Große Freiheit, Unheilig )
Auf dem Rundgang durch und um die Burg sehen wir die alten Kanonen, die von dort oben sicher große Angst und Schrecken bei den Angreifern bereiteten. Die Folterkammer und die gleich daneben liegenden Gefängniszellen haben kleine Mauerschlitze, die einen herrlichen Blick über die Bucht gewähren. Dies wird neben den körperlichen Qualen die Seelen der Gefangenen noch zusätzlich bedrängt haben. Da es nur drei Zellen gibt, wird man wohl meistens sehr kurze Prozesse geführt haben, die wohl auch meist mit dem Todesurteil und dessen Vollstreckung geendet haben.
Wir genießen unsere Freiheit und wandern den Burgberg wieder hinab in die Stadt, wo wir uns mit Kaffee und Pizza stärken.
Für den Abend haben die Smutjes David und Maggie Wurstsalat geplant. Zurück an Bord ist zwar das Barometer gestiegen, aber der Regen und die hängenden Wolken ziehen einfach nicht ab.
Wir motoren in die Pribinje Bucht an der Nordost-Seite der Insel Hvar, wo wir auf ein kleines Muringbojen-Feld stoßen und uns die vorletzte um 1530 schnappen. Da hat es auch zu regnen aufgehört und alle springen ins Wasser, das mit ca. 20°C noch einige Überwindung erfordert.
Vorher allerdings taucht, kaum liegen wir an der Boje, Jure, der Wirt der Konoba RINGO auf. Er fragt, ob wir angerufen hätten. ?????? Nein! DAS so sagt er, sei UNBEDINGT nötig. Wir dürfen aber trotzdem bleiben und kündigen deshalb auch gleich unser Kommen in seiner Kneipe für 1900 an.
( Jure, Konoba RINGO in der Pribinje Bucht auf Hvar: Tel.091-510 3686 )
Es ist eine wunderschöne Konoba mit Sitzplätzen auf einer überdachten Terrasse, oder im Freien, wo wir mangels Reservierung sitzen müssen.
Das Wetter wird immer besser, die Strahlen der Sonne brechen sich durch die Nadeln der Kiefern und wärmen uns noch kurz vor ihrem Untergang. Der Blick auf die Bucht und die Landschaft, der Geruch des Essens und der Geschmack der Speisen und des Weines, all das berauscht uns
Dessert gibt es bei Jure keines, aber er stellt uns eine halb gefüllte Fantaflasche auf den Tisch. Wir kosten den herrlichen Slivovic und geben ihm beim Abschied, die kaum geleerte Flasche zurück. Mit einem erstaunten Blick auf das wenig dezimierte Schnapserl verabschiedet uns Jure alle per Handschlag
.
Wir kommen wieder allein schon wegen des Slivovic
.
In bester Laune kehren wir zur VALENTINA zurück und setzen uns noch zum Schafkopfen zusammen. Verena ist blutige Anfängerin, wird aber binnen einer Stunde zur ehrenwerten und beachtlichen Gegnerin oder besser noch Mitspielerin. So können uns unsere Kojen erst um 0100 begrüßen und ein Kater am darauf folgenden Tag ist bei mir sehr wahrscheinlich.
Donnerstagmorgen, 0800, alle Mann an Deck und ab ins Wasser, Haare waschen und duschen Karina war schon vor mir drin Kater eben!
David und Maggie richten das Frühstück, wie immer starten wir um 1000 und motoren mangels Wind Richtung Brac unser Ziel ist die Lucice Bucht. Unterwegs treffen wir auf eine kleine Delphin-Schule, die ihre morgendlichen Kreise ziehen und durch das ölige Wasser auf- und abtauchen.
Bereits um 1130 haben wir nach 8,5sm an einer Muringboje festgemacht, zu Mittag serviere ich heute unseren Segel-Thunfisch-Salat, abends werden dann Maggie und David die Kalt-Mamsells mit Wurstsalat sein.
Das Wetter ist wie aus dem Bilderbuch und so steht heute erst mal Sonnen und Meer-Baden auf dem Programm. Um 1400 wird fürs Liegen an der Boje eine Gebühr von 200Kuns eingefordert ( neben der Boje umfasst die Leistung Müllentsorgung und Semmel-Service
am Morgen, falls gewünscht ).
Um 1630 wird uns das alles etwas zu langweilig Landgang mit Streifzug durch die Pinienwälder von Brac im Hinterland von Milna.
Ich bin tatsächlich katerig und stolpere über lose Steine in den aufgeschichteten Mäuerchen. Mein rechtes Bein erhält an der ganzen Außenseite hübsche Kratzer und blaue Flecken, von denen ich noch länger etwas haben werde.
Das abendliche Schafkopfen muss ich um 2030 abbrechen meine Koje zieht mich magisch an ich schlafe wie ein Murmeltier.
Schon ist die Woche vorbei Freitag Heimfahr-Tag. Er beginnt sonnig und, wie jeden Tag, ohne Wind aber mit einem letzten Bad im Meer. Karina macht heute das Ablegemanöver von der Boje, dann nehmen wir Kurs auf Rogac, Solta, um dort zu tanken. Marina Kastela hat keine eigene Tankstelle, weshalb man in Split, Milna oder Rogac Treibstoff bunkern soll.
Als Beweis dieser Tat gibt man beim Aus-Check die Tankquittung ab also AUFHEBEN!!!
Um 1130 stellen wir uns in der Hafenbucht an: diverse Yachten kreiseln hier unter Motor, es ist schwer, den Überblick, wer kommt vor und wer nach mir, zu behalten. Das Unternehmen nimmt 45 min in Anspruch. Unser 55PS-Dieselmotor hat in 13 Motorstunden 40l Diesel verputzt, die uns 309Kuna kosten.
Um 1230 können wir noch einmal Segel setzen. Der Wind bläst mit schönen 4 Bft aus NW bei ruhiger See. Die VALENTINA wird von Verena geführt, bis sie keine Lust mehr hat. Die Sonne wird wieder von Wolken verdeckt, aber Segeln ist wunderbar Amwind geht's Richtung Trogir und zurück mit Schmetterling nach Kastela. Ich stehe am Ruder, lasse um 1515 die Segel bergen und lege um1530 mit Hilfe einer Wunderbaren Crew am Steg und Muringleinen an. Die Schiene hab ich nicht ganz getroffen, aber es hat geklappt.
Nach einer schönen Runde über 116sm sind Mannschaft und Schiff ohne Blessuren zurück. Dies quittiert der Marinero bei der Übergabe mit mehrfachem Daumen-nach-oben-Zeichen.
Den letzten Abend genießen wir zunächst in einem gut 20min Fußmarsch entfernten Restaurant und beim Vernichten unseres Getränkelagers an Deck. Der Wind frischt erneut zusehends auf und am Morgen bläst dann der TRAMUNTANA wieder wie schon auf Bisevo. Die Wanten klappern und Leinen schlagen wir laufen heute NICHT aus, sondern fahren in den frühesten Morgenstunden Richtung Heimat ab.
Nach genau 12h Fahrt incl. 1 1/2h Pause im Stift Rein bei Graz spuckt uns unser Wohnmobil an der Haustür wieder aus.