SEGELCLUB
DEGGENDORF

Die Liparischen Inseln - Karibik im Mittelmeer Juni 2006

Der Winter ist lang und hart und so begannen wir schon im November von einer anderen Welt zu träumen...

Wie traf es sich da gut, dass mein Schwiegervater zu seinem 70.Geburtstag ein persönliches Geschenk von uns erhalten sollte. Die Idee wurde bei einem Glas sizilianischem Rotwein in einer schneekalten Nacht geboren: eine Reise zu den Liparischen Inseln per Schiff natürlich, im Kreise der Familie inclusive Enkel.

Nach einer kurzen Bedenkzeit, in der der Abenteuergeist des Geologen geweckt war, stand der Entschluss fest: LIPARISCHE INSELN mit aktivem VULKANISMUS sind das Ziel unserer gemeinsamen Reise.

Wie kommt man an dieses Ende Europas, wenn man nicht, wie Ostern 2004 per Wohnmobil, sehr sehr sehr lange fahren möchte: Zug oder Flug? Wir entschieden uns für eine Kombination aus beidem: Skipper, Großvater und Jonas fahren bereits am Freitag ab München per Bahn über den Brenner bis Padua, wo sie in den Nachtzug wechseln können und dann in einem "chambre separée" für drei bis Reggio di Calabria zockeln - Fahrtdauer knapp 21 Stunden, Preis für zwei Erwachsene und ein Kind um 300 Euro einfach. Co-Skipperin, Großmutter und David folgen am Samstag Morgen per Hapag Lloyd ab MUC bis Catania, Flugzeit 110 Minuten mit Taxitransfer ( ca 120 min ) bis zur Marina von Reggio. Der Transfer erfolgt per Kleinbus des Charterunternehmens Spartivento und kostet Hin-und Rückfahrt 90Euro. Zurück fliegen wir alle, wodurch wir fürs Fliegen insgesamt 1400Euro berappen, was aber im Vergleich ein recht guter Preis war. Nach unseren letzten Erfahrungen mit Linienflügen und Umsteigen wählte ich diesmal die Charter-Version, teurer wurde es möglicherweise, weil wir wegen schlechter Abflugzeiten zwei verschiedene Fluggesellschaften nehmen mussten.

Also alles in allem recht Nerven aufreibend und kompliziert, aber wenn's am Ende funktioniert, soll's recht sein...

Die nötige Fahrten"Software" erhalten wir von unserer Insider-Stammtisch-Freundin Claudia und können uns mit dem Riesenwälzer, der die gesamte italienische Küstenlinie abdeckt, Kartenmaterial und Hafenhandbuch optimal vorbereiten. Aus einem mit Farbe unterlegtem Kästchen liest mir Matthias am Vortag der Abreise noch schnell ein paar kleine Anekdoten aus der Seglerhistorie des "Äolischen Dreiecks" vor, welches nämlich, wie das Bermuda Dreieck, schon so manches Schiff samt Besatzung einfach verschwinden ließ. Es sei eine geheimnisvolle und sagenumwobene Region mit nicht ungefährlichen Wetterkapriolen, welche schon etlichen Skippern in den vergangenen 3000 Jahren zum Verhängnis geworden sind. Prima!!!

Am Samstag, den 3.6. stehen wir nach einer kurzen Nacht in Erding um 0300 auf, damit wir fertig sind, wenn uns Eusebio um 0330 zum Flughafen bringt. Er ist pünktlich und wir fix und fertig, das Gepäck haben wir schon am Night-Check-In abfertigen lassen und auch unsere Bordkarten erhalten. Dennoch sollen wir 75min vor Abflug am Schalter stehen. Alles klappt plangemäß, auch der Flieger hebt um 0500 in Erding ab. Wir durchqueren die Wolkendecke vor München und sehen bis vor die sizilianische Nordküste kein Land, kein Meer nur dicke grau-schwarze Wolken unter uns. Beim Anflug auf Catania lichtet sich der Himmel, und wir genießen einen grandiosen Blick auf den Ätna und eine aufgewühlte See mit Schaumkronen. Sizilien begrüßt uns morgens um 0700 mit lauen 18°C und herrlichem Sonnenschein. Auch der Taxifahrer von Spartivento erwartet uns und um 0730 verlassen wir mit allen Gepäckstücken den Flughafen Richtung Messina. Zügig geht die Fahrt an der Küstenautobahn vorbei an Riposto und Taormina nach Messina zur Fähre. Das kalabrische Ufer auf der anderen Seite der Stretta erscheint im morgendlichen Sonnenschein, der sich gerade eben in dünnen Streifen durch die sich verziehenden Regenwolken zwängt.
Die Überfahrt nach Villa San Giovanni ist regnerisch, bei der Ankunft in der Marina steht der Rest der Crew bereits an der Mole und beobachtet das Aufklarieren unserer OCEANIS 473 Clipper, genannt "ONE". Ein herrliches Schiff mit grünem Wasserspiegel, der sich in einem Goldstreifen vom weißen Rumpf absetzt.

Um die Mittagszeit bewegen sich Rita und Bernhard mit David und Jonas Richtung Altstadt, während Matthias und ich vom Charterunternehmen zum Supermercato chauffiert werden zum Großeinkauf. Wir arbeiten rasch unsere Liste ab und warten nach weniger als einer Stunde im Regen (!) auf Abholung.

Der Wind ist wieder aufgefrischt, so dass wir beschließen, doch nicht mehr auszulaufen, sondern einen gemütlichen Eingewöhnungsabend an Bord zu verbringen.

Die ONE ist groß genug, jede Generation hat ihre eigene Toilette und die Vorschiff-Kabine begeistert Rita so, dass sie Abbitte leistet für ihre despektierlichen Bemerkungen, die Oceanis sei ein "Kahn".
Am Sonntagmorgen hat der Himmel endlich die Schleusen geschlossen und Sonnenschein, ein leichter Wind und stille See begeistern uns bei der Abfahrt unter Motor Richtung Straße von Messina. Wir halten uns nahe der kalabrischen Küste möglichst noch außerhalb des Verkehrtrennungsgebietes, denn die Großschifffahrt ist äußerst präsent, was im Bereich des Fährverkehrs nach Messina nochmals gesteigert wird. Bei Punta Pezzo sehen wir die Strudel der Scilla und halten uns gemäß den Empfehlungen Odysseus' "nahe des schwarzen Felsens, der immer von einer dunklen Wolke eingehüllt wird" und "treiben unser Schiff rasch durch die Enge". Hier hat sich auch prompt der Seegang geändert und dunkle Wolken ziehen auf. Der Wind bläst so verführerisch, dass Matthias Segel setzen lässt und wir auch schon davongetragen werden. Das Vergnügen dauert keine halbe Stunde und ein kräftiges Gewitter zieht auf, wir reffen und prügeln im Am-Wind-Kurs an der Nordost-Spitze Siziliens gen Salina, unser bei diesen suspekten Wetterverhältnissen angestrebtes Ziel. Bald bauscht sich, wie angekündigt eine 2m-See auf, die für uns alle am ersten Tag recht unangenehm ist, zumal wir hart am Wind fahren müssen, um Salina zu erreichen.

Gegen Mittag ist Jonas der einzige an Bord, der Hunger verspürt und Matthias erbarmt sich, geht unter Deck, macht Position und möchte einen Thunfischsalat zubereiten, während ich am Ruder Kurs halte und gleichzeitig die Am-Wind-Knüppelei für den Mann unter Deck möglichst reibungsfrei zu gestalten versuche, was nicht bei jeder Welle gelingt. Prompt kommt Matthias etwas abgeblasst wieder an Deck mit einem sehr rudimentären Salat, den Jonas allein mit großem Appetit verzehrt. Am Abend erst wird mir der Skipper erklären, dass ich pfleglich mit ihm umzugehen habe, da er sich eine, wenn nicht zwei Rippen beim Flug gegen den Navitisch zugezogen habe. Jonas beklagt eine halbe Stunde nach seinem Mittagessen Übelkeit und will sofort ein "Pflaster" hinters Ohr.

Rita, die neue Sailing-Queen, steht wie festgewachsen am Niedergang und geht mit den Wellen und dem Meer durch den Tag, fest den Blick auf neues Land gerichtet, während Bernhard, der Leichtmatrose, es ganz und gar nicht leicht hat, da er sich gar oft erleichtern muss und für mindestens 10 Seereisen Neptun geopfert hat.
Ab 1600 können wir endlich wieder unter Vollzeug laufen.

Der Wind stellt sich gegen uns und wir laufen wie von einem Magneten gezogen direkt auf den Stromboli zu, den wir eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichen. San Vincenzo liegt leeseitig, so dass wir tatsächlich festmachen können an den Fischerbojen. Die Jungs setzen mich im Dingi über und ich schnappe mir den ersten Fischer - vermutlich ein solcher, um um die Festmacher-Genehmigung zu bitten. Schnell werde ich weiter verwiesen an ein rotes Haus mit weißen Säulen direkt am Anlegesteg der Fährschiffe. Dort ist alles "chiuso" und ich wende mich an das benachbarte Lokal. Zwei Italiener winken ab - "chiuso" -, nein, nein, ich wolle nur über Nacht an der Muring liegen, radebreche ich mit Fingerzeig auf die ONE. Ach soo, alles klar, ob ich zufällig Deutsch spräche. Jaaaa. Was für ein Glück, freut sich der Italiener, worin ich völlig mit ihm übereinstimme. Über UKW-Handsprechfunk nimmt er Kontakt zu dem "Marina"-Betreiber auf, der uns an die gelben Muringbojen verweist, die seien frisch verlegt, es gäbe 4 für Yachties. Mit dieser guten Kunde kehren wir zurück an Deck und belegen um. Um 1945 liegen wir fest vor Muring am Stromboli nach einer 62sm Tagesetappe, die sich sehen lassen kann. Der Anlegeschluck ist verdient und schmeckt, während der Stromboli uns mit Rauchwolken, durch die die untergehende Sonne ihre Strahlen schickt, und Donnergrollen begrüßt. Als wir den Blick gen Osten richten, staunen wir über einen blass rosa bis lilafarbenen Himmel und kleinen aneinander gereihten Ambosswölkchen, was wir so nur in der Karibik gesehen hatten.
Nach dem Captain's Dinner, das auch von diesem zubereitet worden war, werfen wir gegen 2200 noch einmal den Motor an und nehmen Kurs auf die Feuerrutsche, um das nächtliche Feuerwerk des Strombolis zu beobachten und sein Grollen dazu zu vernehmen. Den Strombolicchio lassen wir steuerbord liegen und navigieren vorsichtig am Nordost Kap der Insel vorbei, da hier immer wieder Fischernetze ausgelegt sind. Alles klappt hervorragend, zu nah sollte man sich allerdings nicht ans Ufer wagen, denn, so sehen wir am darauf folgenden Tag, dort gibt es eine Untiefe, die mit einem nicht beleuchteten Gefahrenzeichen markiert ist.

Das Spektakel ist einzigartig: riesige Lava Fontänen schießen alle 15 Minuten in den Himmel und sinken langsam verglühend gen Sciara del Fuoco, auf der die Größeren Richtung Meer kullern. Das tiefe Grollen aus dem Erdinneren dringt uns bis in Magengrube und lässt uns vor Erfurcht still stehen.

Mit Taschenlampen suchen wir bei der Rückkehr die gelbe Muringboje, fischen uns eine und sinken glücklich in die Kojen.
Am Pfingstmontag werden Rita, Bernhard und die Buben bei ihrem Landausflug vom vulkanischen Charme der Insel verzaubert. Die mediterrane Vegetation in hellen saftigen Grüntönen mit den intensiven Farbtupfern der Bougainvillen kontrastieren wunderbar zum schwarzen Gestein, dem schwarzen Sandstrand und den im Gegensatz dazu strahlend weißen Häusern, die von schmiedeisernen Zäunen und Gartentoren vor zudringlichen Besuchern geschützt werden. Seit gut einem Jahr ist der Stromboli nur noch mit Führer begehbar, wobei man auch mit diesem nicht bis oberhalb des Kraterrandes gelangen darf und tagsüber der Eindruck nicht sooo toll ist. Aus diesem Grund verzichten Matthias und ich auf den Landgang, denn wir waren schon per pedes auf dem Feuer spuckenden Berg und haben eine heiße Nacht dort verbracht.
Um 1200 setzen wir unsere Fahrt fort, vorbei an der Feuerrutsche Richtung Salina. Der Wind beschert uns angenehmes Segeln bei halbem Wind mit 5-6kn. Nach zwei Stunden liegt Panarea backbord querab und zieht mich magisch an: zwei markante gegenüberliegende dunkle Felseninseln, mit zum teil bizarren Zacken, dazwischen kreuzende Segelschiffe und an Land weiße Tupfer auf schwarzem Felsen. Unser Weg führt leider nicht dorthin! Die Gegend ist gefährlich und hochexplosiv, heiße Gase und Dämpfe entweichen unterseeisch dem vulkanischen Gestein und Meeresgeologen nehmen täglich Proben, um bei veränderter Zusammensetzung, die eine bevorstehende Eruption anzeigt, rasch Alarm zu schlagen.
Am Spätnachmittag gelangen wir zur Marina von Salina, ein geschützter Hafen mit hoher Kaimauer nach Osten, die aus großen dunklen Lava Felsquadern gebaut worden war. Ein bärtiger Sarazene im Piraten Look ist der Hafenmeister oder Marinero-Macho. Angelegt wird mit Muring an der Hafenmauer und es ist ziemlich voll. Kein Wunder, denn hier ist die einzige Marina, die wir auf dem Törn finden, die mit allem (Toiletten, Duschen, Frischwasser, Strom ) ausgestattet ist. Demzufolge erwarten wir einen saftigen Preis, werden aber mit 35 positiv überrascht.

Das Abendessen nehmen wir im PORTO BELLO ein, einem terrassierten Restaurant oberhalb des Hafens mit freiem Blick zum Stromboli und Panarea. Wieder verzaubert uns das Licht und der Himmel, der seine ganze Farbpalette zwischen blau, rosa und violett präsentiert untermalt mit Kumulus Wölkchen in der Ferne.

Matthias genießt als besondere Delikatesse der Region ein Thunfisch Carpaccio mit Kapern, die jedes Gericht zum Erlebnis machen. Salina ist schließlich neben Filicudi, das nicht bewohnt ist, die Kapern-Insel, die Grüne mit den zwei Gipfeln, die immer ein Wolkenhäubchen tragen.
Am 6.6. nehmen wir das Frühstück an Deck ein, das Wetter ist frühsommerlich warm mit morgendlichen 24°C und einer sanften Brise aus Südost. Das Weltumseglerschiff aus Australien, das am Vorabend gegen 2200 angelegt hatte, ist schon verschwunden und hat wohl nur Strom und Wasser gebunkert. Schade, denn ich hatte fest vor, meine Scheu zu überwinden und ein bisschen zu quatschen.

Um 1000 geht der Motor an und wir nehmen Kurs auf Lipari, bei dem sehr schwachen Wind versuchen wir uns kurz unter Segel, kommen aber kaum vom Fleck. Das Mittagessen wird noch an Bord eingenommen, ehe wir Rita, Bernhard, David und Jonas mit einem Längsseits-Anlege-Manöver in Canella von Bord lassen. Sie wollen Lipari wandernd erkunden und die aufgelassenen Bimsstein-Halden besuchen und vielleicht auch ein paar Obsidiane abstauben. Das Meer in der Nähe der Halden leuchtet in einem atemberaubend schönen Türkis, das ich vor lauter Staunen nicht bildlich festgehalten habe, Schade!

Matthias und ich nehmen wieder Fahrt auf, diesmal unter Segel und fahren etwas weiter hinaus, weil wir das Hamburger Manöver üben wollen. Die Boje wird von einer halb mit Wasser gefüllten Cola Flasche gespielt, die in einen Plastikbeutel gepackt wurde. Nach einigen Anläufen gelingt es ganz gut, aber der schwache Wind lässt die Boje oft am Boot vorbei treiben, denn sie treibt schneller, als wir.

Auf dem Weg zur Marina von Pugnataro besuchen wir noch Lipari-Stadt und umrunden die fünfmastige Royal Clipper aus Luxemburg, deren Gäste ununterbrochen bekocht werden, dafür aber gefahren werden, während wir selber segeln!
Um 1610 legen wir an der Muring in der Marina an, machen uns rasch zu Fuß (20min, es gibt aber auch einen Bus)auf den Weg ins laute und sehr quirlige Lipari-Stadt, um für neue Bordproviant und Anlegeschlucke zu sorgen, während unsere restliche Crew auf sich warten lässt. Sie haben sich im Steinbruch vergraben, dafür aber reiche Beute gemacht.

Die Marina liegt ruhig und hat schöne Schwimmstege mit guter Stromversorgung, aber keine sanitären Anlagen (40). Da es in Italien auch keine Fäkalientanks gibt, kann sich jeder den Rest ausmalen. Dies war auch der Grund, warum Jonas, dessen Lieblingstaschenmesser am Abend aus unerfindlichen Gründen aus der Hosentasche gehüpft ist, nicht ins Hafenbecken hechten darf, um es wieder hoch zutauchen.
Nach der morgendlichen Routine legen wir am Mittwoch um 1115 gegen einen unangenehmen Wind im engen Marina-Becken unter Mithilfe des Marinero-Bootes ab, die aber nur ihre Taucher im Hafenbecken vor uns schützen wollen. Bernhard hat sich gewünscht, Vulcano zu umrunden. Der Tag ist dazu wie geschaffen, wir haben 4-5kn Wind aus WSW und keinen Seegang, wodurch die ONE wunderbar durchs Meer schneidet. In einer kleinen Bucht nahe der Südspitze von Vulcano machen wir Mittagsrast und liegen vor Anker zum Baden. Das Wasser ist mit 18°C noch relativ kühl, was aber die Jungmatrosen nicht hindert am Schnorcheln und Plantschen. Direkt an der Südspitze, die wir 1330 passieren steht ein schöner Leuchtturm aus Naturstein in einsamer grüner Landschaft.
Auf der Westseite wird das Ufer karg und im Bereich der Passage zwischen Lipari und Vulcano bezaubern uns alte Basaltkegel, die wie Pilze aus dem Meer ragen.
Im Süden sehen wir die Nordküste Siziliens und im Dunst verschwindend im Westen Alicudi und Filicudi. Um 1610 legen wir an den Schwimmstegen von Porto Levante an, auch hier keine sanitäre Infrastruktur, allerdings ist ein Pavillon im Bau befindlich. Die Kosten betragen 30€ pro Nacht. Wir müssen uns sehr straff festmachen ( an Murings ), da die unweit anlegenden Tragflächenboote und Fähren gewaltigen Schwell verursachen. Es gibt allerdings auch noch Anlegemöglichkeit auf der anderen Seite der Stege, wo's deutlich ruhiger ist. Die gegenüberliegende Bucht nahe der Fumarolen mit Schwefelschlamm ist schon mit etlichen Yachties bestückt, wir können dort allerdings aufgrund des enormen Schwefelgestankes nicht liegen. Binnen weniger Minuten bekomme ich Kopfschmerzen und jedem vergeht der Appetit.

Auf der Westseite von Vulcano gibt es eine weitere Ankerbucht, Porto Ponente, die laut Führer eine der sichersten im Bereich Äolische Inseln/Sizilien sein soll. Hierin segeln wir am darauf folgenden Tag zum Baden, während die Großeltern den Vulcanello erklimmen.

Das Ambiente ist ausgesprochen schön: Palmen, in allen Farben leuchtende Felsen, tropische Pflanzen und ein unglaublich schönes Licht. Beim Blick zum Krater immer Rauchschwaden, die vom sanften Wind verblasen werden. Wir machen eine Dorfrunde ehe wir uns für ein Restaurant in der 3. Reihe entscheiden, wo wir im Hinterhof unter Weinlaub und umringt von Hortensien sitzen. Nach einem reichlichen Frutti- di Mare Menü müssen wir uns noch eine Cassata Siciliana gönnen: ein wirklich einzigartiges Dolce!

Den restlichen Abend genießen wir bei Wein und Musik im Cockpit unter dem Vulcano, der vom Vollmond beleuchtet wird.

Am Donnerstag Morgen, es wird ein Hafentag, ist mir nicht so, wie einem sein sollte und beschließe, nicht mit auf den Vulkan zu steigen, während alle anderen gegen 1000 zur Umrundung des Kraters aufbrechen. Es ist eine beeindruckende Wanderung!

Vom Hafen aus führt der gut gekennzeichnete Weg am Rande Dorfes zum Anstieg, der stetig bergan durch vulkanisches Gestein und spärliche mediterrane Vegetation führt. Auf halber Höhe geht das Gestein über in rötlich später graue Vulkanasche, die oben am Kraterrand immer wieder von kleinen und größeren Fumarolen abgelöst wird, aus denen ein wahrlich diabolischer Atem steigt und allen Bergsteigern, die ohnehin schon etwas außer Puste sind, die Luft rauben. Die Wanderung rund um den Krater bietet spektakuläre und unbedingt sehenswerte Ausblicke über die Liparische Inselwelt. Auch hier oben sollte man allerdings unbedingt den Wind im Auge behalten, denn nur wenn dieser gut steht, ist die Passage einiger Schwefeldampfareale gefahrlos möglich. Ansonsten haben wir den Eindruck, kann tatsächlich ein Erstickungstod drohen. Jetzt jedenfalls ist klar, warum am Rande des Kraters beim Aufstieg ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet worden war.
Immer wieder versuchen die Buben Schwefelkristalle zu bergen und Bernhard hilft ihnen dabei, allerdings nicht ohne sich die Finger zu verbrennen. Der Dampf aus der Erdkruste ist heiiißßß!

Die Steine sind neongelb und der Boden unter den Wanderschuhen auch warm, man hat Angst, dass die Sohlen zu schmelzen beginnen.
Da ich selber nicht dabei war, kann ich hier nur aus den Erzählungen der anderen berichten, aber die Bilder zeigen, dass es auf alle Fälle sehr schade war, dass ich nicht oben gewesen bin.

Das wiederum hatte aber den Vorteil, dass ich an Bord der ONE war, als bei einem völlig missglücktem Anlegemanöver einer italienischen Crew, deren Bug incl. Ankergeschirr entlang unserer Bordwand schrammte und unter der Reling eine kleine Verletzung setzte. Ich war gerade unter Deck und bereitete einen Salat fürs Mittagessen vor, als ich durch die Pantry Bullaugen den Bug und den Anker auf mich zusausen sah. Noch bevor ich an Deck gestürmt war, hat's auch schon geknirscht. Nachdem ich den Schaden begutachtet und für nicht gravierend eingeschätzt hatte, entschloss ich mich dennoch die biestige Schiffswachtel zu mimen, ging unter Deck, holte das Logbuch und notierte alle Daten des Fremdschiffes und den Unfallhergang. Tatsächlich brauchte ich auch nicht lange zu warten, und der Skipper erschien mit Co-Skipper (zwei Brüder aus Mailand, einer davon wohl Rechtsanwalt). Sie fotografierten den Schaden, wir tauschten unsere Adressen aus und ich versprach, mich zu melden, falls bei der Übergabe der ONE mit der Kaution Probleme auftreten sollten. Dies war dann nicht der Fall: zum einen war der Kratzer unter der Reling wirklich minimal, und die Schramme an der Bordwand war nach putzen und Zahnpasta-Therapie nicht mehr auszumachen.

Matthias besprach sich ebenfalls noch kurz mit den Herren und dann war die Sache erledigt.

Zu Mittag gibt es einen Tomaten Mozzarella Salat mit Salina-Kapern, dazu frisches Weißbrot. Es schmeckt herrlich! Schon allein die Kapern hier auf den Inseln sind die Reise wert.

Am Nachmittag fahren wir ( Matthias, David, Jonas und ich ) in eine Bucht auf der anderen Seite von Vulcano, während Rita und Bernhard den Vulcanello, einen kleinen Nebenkrater, erwandern.

Der dorthin führende Wanderweg ist mangels Interessenten, die meisten Touris sitzen ja im stinkenden Schlammbad, von Macchia überwuchert, so dass dieser Ausflug für die beiden eine kleine Dschungel-Tour wird.

Wir dagegen genießen noch einmal die ONE unter Segel und baden im Meer, die Buben fahren Dingi und erkunden das nahe gelegene Ufer.
Am Abend treffen wir uns zum Abgesang dieser Woche an Bord der ONE bei Brot und Wein und heulen den Vollmond an.
Unser Rückreisetag beginnt um 0800 beim Frühstück, abgelegt wird um 0900, der Wind kommt mit 3-4Bft aus Westen, also IDEAL für unseren Kurs 100°.
Aber schon um 1200 ist der Traum zu Ende und der Wind macht einen ausgiebigen Mittagsschlaf.

So wird eben motort, zwischendurch legen auch einen Bade stopp vor der Küste Siziliens ein. Hier ist das Meer sauber, tiefblau und warm.
Die Passage der Straße von Messina ist wieder aufregend, nicht wegen des Windes oder eines Gewitters, sondern weil wir die Strudel tatsächlich sehen. Das Meer ist über ca 50m messende Kreisel unruhig und schaumig. Freilich merken wir am Ruder unter Motor keine Veränderung, aber über Bord sollte keiner gehen und auch in einem kleinen Fischerboot möchte ich nicht sitzen.
Bei der Anfahrt auf Reggio kommt zum Abschied noch einmal schöner Wind auf, so dass wir bis zur Hafeneinfahrt segeln können.
Nach Tankstopp und Anlegen an der Muring werden wir von Spartivento begrüßt. Bei Spaghetti Eoliana à la Andrea schmecken wir noch einmal die Liparischen Düfte.

Am Samstagmorgen werden wir pünktlich vom Spartivento Bus nach Catania zum Flugplatz gebracht. Auch heute verhüllt sich der Ätna wieder, dafür können wir die Inseln vom Flugzeug aus

im Dunst liegen sehen.
Der Stromboli liegt leider auf der anderen Seite der Maschine.

180sm liegen im Kielwasser und eine harmonische, problemlose und gelungene Woche in einem wunderschönen Revier von ganz außergewöhnlicher magischer Ausstrahlung bleibt uns in Erinnerung.

Zu unserer Reisezeit waren es, mit Ausnahme der Marina in Salina, einsame Segeltage. Die Marinas ( Vulcano ) sind teilweise im Aufbau, meist jedoch ist alles sehr einfach. Der Mangel an sanitären Anlagen bei fehlenden Fäkalientanks ist beklagenswert, da auch sonst die Großschifffahrt in diesem Gebiet nicht gerade zimperlich mit seinen Abfällen umgeht. Eine Woche ist definitiv zu kurz, um Meer und Inseln wirklich genießen zu können.

Wir sind uns einig: Die Äolischen Inseln sind ein wahr gewordener Segel und Urlaubstraum!

Andrea