SEGELCLUB
DEGGENDORF

Mitglieder des SEGELCLUB DEGGENDORF e.V. segeln im Jahr 2007 1.200 Seemeilen (= 2.222 km) auf Odysseus Spuren durchs Mittelmeer.

Die Segelyacht CARINE, welche zwei Wochen vorher an einer 1000 Meilen-Regatta von Trogir – Kroatien – nach Samos teilgenommen hatte musste in ihren Heimathafen Pula
(Südspitze von Istrien – Kroatien) zurückgebracht werden.

Wir, das sind Skipper Max Perl, die Navigatoren Dr. Matthias Christian und Harald Pimpl, Smutje Manfred Aigner, Techniker Hans Sicheneder, Bordkasse und Organisationstalent Helga Aigner. Alles Mitglieder des Segelclubs. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt. Bereits Wochen vor Törn Beginn haben wir uns mit den notwendigen navigatorischen Unterlagen wie Seekarten, Hafenhandbüchern, Leuchtfeuerverzeichnissen, Yachtfunkdienst usw. eingedeckt und diese ausführlich studiert.
Am Sonntag 28. Oktober 2007 fliegen wir mit der ersten Maschine am frühen Morgen vom Flughafen Salzburg zu der Mittelmeerinsel Samos, an der türkischen Küste gelegen.
Gegen Mittag bringt uns der Transfer-Bus vom Flughafen zum Hafen von Pythagorion. Wir sind auf der Insel Samos angekommen. Die griechischen Götter begrüßen uns mit strahlendem Sonnenschein und 23° C. Wir übernehmen unsere Yacht CARINE, eine Bavaria 42, welche für die kommenden drei Wochen unser Zuhause sein sollte.
Nach der Schiffsübernahme und der Sicherheitseinweisung durch den Skipper Max geht`s auch schon los.

17.10 Uhr Auslaufen in Richtung Patmos.
Nach 32 Seemeilen liegen wir um 23.00 Uhr längsseits am Kai. Die erste Hafenanfahrt bei Nacht. Diese nächtlichen Anlegemanöver werden später zur Gewohnheit.

Am nächsten Morgen erkunden wir zu Fuß die Insel, erklimmen eine Klosterburg und das bei Temperaturen über 25° C. Wir haben gar nicht so viele „sonnige Klamotten“ zum Anziehen dabei. Max schafft sich deshalb gleich Abhilfe und kauft bei einem kleinen Geschäft eine kurze Hose.
Doch wo ist unser Navigator? Harald ist verschwunden. Beim Mittagessen auf dem Schiff, von Smutje Manfred zubereitet, sind dann alle wieder beisammen.

Montag 29. Oktober 14.55 Uhr, Auslaufen in Richtung Mykonos.
Eine Stunde später können wir der Verlockung einer wundervollen Ankerbucht nicht widerstehen. An der Südspitze von Patmos ankern wir und schwimmen eine Runde bei 25 ° Wassertemperatur.
Danach geht`s weiter, Kurs 280° Mykonos.

Um 5.00 Uhr Früh kommen wir im Stadthafen von Mykonos an. Ohne es zu ahnen haben wir uns in der Nacht an die Anlegestelle einer Großfähre gelegt. Wir werden am Morgen um 7.00 Uhr höflich gebeten, die Anlegestelle zu verlassen und unsere Yacht in die Marina zu verlegen.

Am späten Vormittag starten wir mit einem Leihauto zu einer ausgiebigen Erkundung der Insel Mykonos mit den traumhaft weiß gekalkten Häusern. Dazu herrliches Wetter! Wir genießen die Eindrücke beim exklusiven Essen in einer Taverne direkt am Hafen. Frisch gestärkt geht’s zurück zur „CARINE“.

Es ist Dienstag 30. Oktober 16.30 Uhr und unser nächstes Ziel ist die Insel Syros, 21 Seemeilen entfernt.
Mit der untergehenden Sonne laufen wir in den Hafen von Syros ein.
Mit La Paloma aus dem CD-Player und einem opulenten Abendessen lassen wir den Tag an Bord ausklingen.

Mittwoch 31. Oktober. Kleinere Reparaturarbeiten an Bord sind fällig. Wasser und Sprit müssen ergänzt werden. Ein Teil der Crew ist unterwegs um den Lebensmittelvorrat zu ergänzen. Um 11.00 Uhr sind Schiff und Crew bereit, ein neues Ziel, nämlich die Insel KEA anzusteuern.

Um 19.30 heißt es: „Anlegen vor Buganker“ im Hafen KEA. Die Ankerwinsch spielt uns wieder einmal einen Streich. Doch wir hatten mittlerweile Übung darin, sie wieder in Gang zu setzen und legten unser Schiff sicher von Buganker an den Kai.
Harald hat heute Geburtstag und wir feiern ihn gebührend in einer kleinen Taverne am Hafen.

Am nächsten Morgen, den 5. Tag unserer Reise, segeln wir bei 26 °C und schönem Segelwind in Richtung Athen.
Während Manfred in der Kombüse einen vorzüglich schmeckenden griechischen Salat zubereitet, laufen wir gegen 17.00 Uhr in den geschichtsträchtigen Hafen von Piräus ein. Bei einem Abendspaziergang um das Hafenbecken genießen wir das tolle Ambiente.

Am nächsten Tag geht’s mit Bus und Straßenbahn zur Akropolis von Athen.

Beim Anblick der imposanten Bauwerke verstehen wir, warum diese Akropolis die bekannteste Sehenswürdigkeit von ganz Griechenland ist.



Leider gestattet unser enger Zeitplan keinen längeren Aufenthalt in Athen, denn unser
Ziel ist noch fern. Deshalb: Mooringleinen los, klar zum Ablegen, neuer Kurs Richtung Korinth.

Nach 33 Seemeilen liegen wir gegen 23.00 Uhr vor Anker im Eingangsbereich vom Kanal von Korinth.

Wir wollen den Kanal nicht bei Nacht durchfahren, da eine Passage am Tag mehr verspricht. Nachdem wir am nächsten Vormittag von der Kanalbehörde nach Zahlung von 186,30 € die Freigabe zur Durchfahrt erhalten haben, starten wir bei angenehmen 24° C. Einige Eckdaten des beeindruckenden Kanals: Er ist ca. 3 Seemeilen lang, 76 Meter hoch, 25 Meter breit. Die Bauzeit betrug 11 Jahre, von 1882 bis 1893.

Im Golf von Korinth segeln wir bei einem 3er Wind gemütlich Richtung Patras, unserem nächsten Ziel. Wir bestaunen die Brücke über die Meerenge von Rion und Antirrion bei Nacht! Ein sphärisches Erlebnis! Sie stellt die Verbindung zwischen dem griechischen Festland und dem Peloponnes dar und ist einzigartig beleuchtet. Die fünf Stützpfeiler mit den Abspannseilen muten wie blaue Engel an.

Sonntag der 04.11.07, 22° C Lufttemperatur, Harald kocht Kaffee, dass die Socken qualmen. Mittags gibt’s Spaghetti Funghi. Nach einem Tagesetmal von 61,4 Seemeilen belohnt uns die Insel Ithaka mit einem herrlichen Sonnenuntergang. In der Hafentaverne „Zur Penelope“ hören wir beim Verzehren der griechischen Spezialitäten Haralds Lieblingslied „La Paloma“.

Montag 05. November. Wir liegen immer noch im Hafen Phrikes auf Ithaka und gratulieren Manfred zum Geburtstag. Doch lange können wir uns nicht aufhalten und so geht`s wieder hinaus auf das Meer Richtung Levkas.
Nach Ankunft in der Marina Levkas ist wieder einmal Diesel tanken,
Frischwasser bunkern und Lebensmittel ergänzen angesagt. Nach einem kurzen Erkundungsgang an Land starten wir Richtung Korfu.

Anscheinend hat sich Manfred zum Geburtstag Wind gewünscht, denn zwischen Levkas und Korfu bläst der Wind mit Stärke 8 , in Böen bis 9, bei geschätzten Wellenhöhen bis 5 Meter.
Die Crew der Carine stemmt sich gegen den Sturm und erreicht die Marina Gouvia auf Korfu wohlbehalten gegen 03.40 Uhr morgens.

Dienstag 6. November. Die Mannschaft ist nach wenigen Stunden Schlaf wieder fit und führt den täglichen technischen Schiffs-Check durch.
Skipper Max und Helga laufen sprichwörtlich von Pontius zu Pilatus, bis das Ausklarieren bei den Behörden erledigt ist. Um 13.00 Uhr verlassen wir die Marina und steuern um die Nordspitze Korfus mit Kurs auf Italien.
Bis 2.00 Uhr nachts segeln wir mit einer steifen Brise aus Nordwest in der Straße von Otranto. Dann schläft der Wind ein und wir müssen den Diesel starten. Wir nehmen jetzt direkten Kurs Richtung Bari.

Auch den darauf folgenden Tag verbringen wir auf dem weiten Meer. Um uns nur Wasser, blauer Himmel und viel Zeit zum Träumen. Smutje Manfred lässt sich überreden und verwöhnt uns mit bayerischen Fleischpflanzerl.
Nach einem Etmal von 241 Seemeilen machen wir am Mittwoch
den 07. November um 23.45 Uhr an der Steganlage der Sportuniversität im riesigen Hafenbecken von Bari fest.

Am nächsten Tag verabschieden wir Harald, der schweren Herzens nach Hause fliegt und wir erwarten unser neues Crew-Mitglied Matthias.

Die Carine musste wieder einmal gründlich vom Salzwasser gereinigt werden, kleinere Reparaturarbeiten waren wieder fällig usw. Trotzdem haben wir noch Zeit, Bari zu erkunden.

Die imposante Festung mit dem historischen Museum besichtigen wir ausgiebig. Ein Museumswärter mit guten Deutschkenntnissen hat uns verraten, dass einer seiner Ahnen unter dem Preußenkönig Friedrich dem Großen gedient hat. Wir glauben ihm.

In der Kathedrale von Bari ist die letzte Ruhestätte des heiligen Nikolaus.
Da diese heute verschlossen ist, gehen wir einfach drum rum.
Dem Tipp einer netten Italienerin folgend beenden wir unseren Rundgang bei einer exzellenten Pizza. Am Abend trifft Matthias ein und die Crew der Carine ist wieder komplett.

Freitag 09. November, wir steuern mit vollen Segeln und ordentlich Lage auf Vieste
(Gargano) zu.

. Um 20.00 Uhr liegen wir gut vertäut am Steg. Gegen 21.00 Uhr bricht ein Orkan los, der die ganze Nacht und den nächsten Tag wütet. Da es unmöglich ist, am nächsten Tag auszulaufen, legen wir, auch auf Rat der Hafenmeisterin, einen Hafen Tag ein. Wahrscheinlich haben die Götter den Orkan geschickt, damit wir Gelegenheit haben die Schönheit der Stadt Vieste zu entdecken.

Sonntag 11. November. 15. Fahrtag. Das Wetter hat sich beruhigt. Wir laufen um 9.40 Uhr aus mit Ziel Ancona. Nach einer wunderschönen Nacht und einem bilderbuchartigen Sonnenaufgang bricht plötzlich gegen 13.00 Uhr ein Sturm mit Böen der Stärke 1o los. Wellenhöhen 3-5 Meter.
Die Entscheidung heißt Ablaufen nach Civitanova. Abends liegen wir im geschützten Hafen und bummeln durch eine sehenswerte Altstadt.
Der Sturm hält sich nicht lange, so dass wir am darauf folgenden Tag in Richtung Ancona starten können.
Vor der großen Überfahrt quer über die Adria nach Pula werden noch einmal Wasser und Diesel gebunkert und wir beschließen den Tag mit einem gemütlichen Abend an Bord.

Wenn wir der Wetterkarte Glauben schenken, steht uns eine raue See bevor. Deshalb ist um 4.00 Uhr morgens Auslaufen angesagt, um den für Mittag angesagten Sturm etwas voraus zu sein.
Doch dieses mal haben sich die Wetterpropheten vom Wetterdienst geirrt. Wir erreichen Pula bei ruhiger See um 20.00 Uhr abends.

Nach den üblichen Behörden-Angelegenheiten beim Zoll und beim Hafenkapitän feiern wir unsere sichere Ankunft im Zielhafen.

Schiff und Mannschaft haben das Segelabenteuer von 1201 Seemeilen
(= 2.224 km) gut und ohne Ausfälle überstanden.
Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von unserer Yacht CARINE.

Anzumerken ist, dass alle Crewmitglieder beim Segelclub Deggendorf e.V. ihre seglerischen Kenntnisse erworben haben, welche sie in hervorragender Weise bei dieser Reise anwenden konnten.